Vitamin A und Carotinoide

Eine Metaanalyse aus Boston (Thorne-Lyman, Fawzi: Vitamin A and carotinoids during pregnancy andmaternal, neonatal and infanthealth outcomes: a systematic review and meta-analysis. Paediatr Perinat Epidemiol 2012 July;26) zeigte, dass eine Vitamin A/Carotinoid-Supplementierung in der Schwangerschaft keinen Einfluss auf Geburtsgewicht, Fehlgeburt oder Frühgeburt hatte. Ebenso unbeeinflusst waren die neonatale Mortalität und die mütterliche schwangerschaftsassoziierte Mortalität. Bei HIV-positiven Frauen zeigte sich die Vitami- A-Gabe günstig in Bezug auf ein niedriges Geburtsgewicht (<2500 g).

Der Hämoglobinspiegel besserte sich, das Anämierisiko (Hb < 11 g/dl) wurde reduziert. Die Mechanismen sind laut den Autoren unklar. Diskutiert wird die Rolle des Vitamin A in der Mobilisierung des Eisens aus der Leber, Steigerung der Erythropoese, Erhöhung der Eisenresorption oder der Absenkung der Infektionen. Ich zitiere diese Studie, da Vitamin A immer mit Teratogenität in Verbindung gesetzt wird. Die sichere Dosierung beträgt laut WHO 800 μg RE/die (2664 IU). Die Einnahme sollte 3000 μg RE (=Retinolequivalents)/die (10000 IE) oder 25000 IE/Woche nicht überschreiten.

Die Gabe von Vitamin A/Carotinoiden ist also unter den oben genannten Bedingungen durchaus eine sichere Therapie in der Schwangerschaft. Auf die natürliche Zufuhr durch die Ernährung sei ausdrücklich hingewiesen. Hier bieten sich an: Leber, Eier, Milch, grünblättrige Gemüsesorten, gelborange Früchte wie Mango oder Papaya und natürlich nicht zu vergessen das Lycopen aus den Tomaten!

Eisen

Erstaunlich, dass man doch nochmal hinweisen muss, dass Eisen wirkt. So ein Bericht über die gesunde Entwicklung des ungeborenen Kindes bei frühzeitiger Eisensubstitution der Mutter. Ich zitiere eine Metanalyse von Dr. B. Haider aus Boston, der 48 kontrollierte Studien und 44 Kohortenstudien mit insgesamt über 1,8 Millionen Schwangeren analysierte. Ergebnis:

  • 60% weniger Eisenmangelanämien
  • Höheres Geburtsgewicht der Kinder (durchschnittlich 42,2 g)
  • 19 % weniger Neugeborene mit Untergewicht
  • Tendenziell Rückgang der Frühgeburten

Die geschilderten Probleme des Eisenmangels in der Schwangerschaft sind schon lange bekannt. Wichtig scheint mir auf die Folgen in den ersten Lebensjahren der Kinder hinzuweisen, die weniger leistungsfähig sind, eine schlechtere Immunsituation und Lernstörungen zeigen. Wieder einmal zeigt sich, wie wichtig eine gute Aufklärung in der Schwangerschaft wird für die gesunde Zukunft unserer Kinder!Dabei sollte neben dem Hämoglobin unbedingt das Ferritin bestimmt werden – eine Empfehlung, die eigentlich überflüssig sein sollte, aber jetzt auch erst durch die Fachgesellschaften so für die Schwangerenvorsorge empfohlen wird.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt 30 mg/die Eisenzufuhr. Über die Ernährung kann Eisen zugeführt werden durch Amaranth, Haferflocken, Pfirsiche, Linsen, Kürbiskerne oder Sesamsamen. Da es den meisten Schwangeren nicht gelingt, ihren Eisenbedarf über die Ernährung zu decken, sollte auf gut verträgliche Eisenpräparate Wert gelegt werden. Gute Erfahrungen liegen zu pflanzlichen Präparaten aus Curryblättern vor.

Eisengehalt verschiedener Lebensmittel in mg/100g:

​Amaranth: 9,0 mg
Hirse, Korn: 6,9 mg
Haferflocken, Vollkorn: 4,5 mg
Vollkornnudeln (roh): 3,8 mg
Naturreis, Korn: 3,2 mg
Spinat (roh): 4,1 mg
Schwarzwurzel (gekocht): 2,9 mg
Fenchel (roh): 2,7 mg
Feldsalat: 2,0 mg
Pfirsich (getrocknet): 6,5 mg   Aprikose (getrocknet): 4,4 mg
Dattel (getrocknet): 1,9 mg
„Sojafleisch“: 11,0 mg
Linsen (getrocknet): 8,0 mg
Kichererbsen (getrocknet): 6,1 mg
Tofu: 5,4 mg
Kürbiskerne: 12,5 mg
Sesamsamen: 10,0 mg
Pistazien: 7,3 mg
Sonnenblumenkerne: 6,3 mg

Wer nicht frühstückt, nimmt zu!

Wie wichtig der Start in den Tag mit einem Frühstück ist, hat eine europäische Studie gezeigt (IDEFICS). Über 8800 Kinder zwischen 2 und 9 Jahren nahmen teil. Nochmals gezeigt wurde: Wer nicht frühstückt nimmt zu! Übergewicht und schlechtere Blutfettwerte waren die Folge. Die Kinder waren mit Frühstück aktiver und leistungsfähiger.

Problematisch erscheint, dass ein tägliches Frühstück offensichtlich nicht mehr zu den üblichen Gewohnheiten gehört. Bei den unter 10-jährigen Kindern waren es 20 %, die nicht (zu Hause)frühstückten.

Daraus ist zu folgern, dass ein Frühstück nicht von den Eltern vorgelebt wird und auch sie nicht frühstücken bzw. den Coffee-to-go im Laufschritt so nebenbei im Auto oder auf dem Weg zu U- oder S-Bahn konsumieren.

Fazit: Es gibt viel zu tun, um hier mit einfachen Mitteln einen kleinen Beitrag im Kampf gegen Übergewicht und Diabetes zu leisten. Habe in der Literatur an anderer Stelle die Zahl einer Gewichtszunahme von 3 kg gefunden, wenn nicht gefrühstückt wird.

Nagy, Kovacs, Morena, Veidebaum et al, IDEFICS consortium Percentile reference values for anthropometric body composition indices in European children from the IDEFICS study, International Journal of Obesity 9/2014 , 38:15–25.

Magnesium verhindert Übergewicht

Magnesium ist ein richtiger Allrounder – das ist nichts Neues. Eine Datenanalyse zeigte den Zusammenhang zwischen einer niedrigen Magnesiumeinnahme und dem Auftreten des metabolischen Syndroms. Daten über 24.000 Teilnehmern wurden ausgewertet. Die Teilnehmer mit der höchsten Zufuhr hatten eine etwa um ein Drittel reduzierte Wahrscheinlichkeit für ein metabolisches Syndrom als schlecht versorgte. Mit jeden zusätzlichen 100mgMagnesiumsank das Risiko um 17%.

Dibaba, Xun et al, Dietary magnesium intake and risk of metabolic syndrome: a meta-analysis. DiabetMed. 11/2014, 31 (11): 1301-09.

Kaffee schützt Herz und Gefäße

Eine kleine deutsche Studie (TU Kaiserslautern, E. Richling, J ofNutrition) hat eine schützende Wirkung von Kaffee vor (neuro)degenerativen Erkrankungen beschrieben. Über 4 Wochen wurden 84 gesunde Männer untersucht, die zur Hälfte täglich einen ¾ Liter Kaffee trinken sollten, die andere HälfteWasser. Untersucht wurden die Leukozyten auf Strangbrüche in der DNA. Diese gelten als schwer reparabel und tragen zur Zellalterung bei. Bei den Kaffetrinkern gab es 27 % weniger DNA-Strangbrüche.

Wiederum eine kleine Studie, die sich gut in die präventiven Effekte des Kaffees hinsichtlich Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Parkinson einreiht.

Und noch eine Studie zumKaffee: EineMetaanalyse der Universitäten Harvard und Singapur (36 Studien, 1,3 Millionen Studienteilnehmer) zeigte eine Reduktion des Schlaganfallrisikos um5%bei einemKonsumvon 5 Tassen Kaffee am Tag. 20 % Risikosenklung wurden bei 3,5 Tassen pro Tag erreicht. Als Maximalmenge wurden 9 Tassen pro Tag angegeben. Das dürfte für den Großteil der Bevölkerung nicht zu erwarten sein.

Ming Ding et al, Long-Term coffee consumption and risk of cardiovascular disease. A systematic review ans a dose-response meta.analysis of prospective cohort studies, Circulation 11/2013

Statine erhöhen Diabetesrisiko

Dies zeigt eine finnische Studie, in der 2142 Patienten untersucht wurden. In der 6-jährigen follow-up-Studie war das Diabetesrisiko um 46 % (!) erhöht. Dies galt dosisabhängig für Simvastatin und Atorvastatin.

Cederberg et al, Increased risk of diabetes with statin treatment is associated with impaired insulin sensitivity and insulin secretion: a 6 year follow-up study of theMETSIMcohort, Diabetologia (2015) 58:1109–1117.

Depression und Mikrobiom

Ganz aktuell im April 2015 erschien eine Studie aus demLeiden Institut in den Niederlanden zur Wirkung von Probiotika auf das Entstehen depressiver Gedanken. Es handelt sich um eine kleine, placebokontrollierte Studiemit nur 40 gesunden Teilnehmern, die für 4 Wochen Probiotika erhielten Bifidobacteriumbifidum, B. lactis, Lactobacillus acidophilus, L. brevis, L. casei, L. salivarius und L. lactis). Die Teilnehmer hatten einen standardisierten Fragebogen auszufüllen (LEIDS-r), der die Parameter Depression, Aggression, Hoffnungslosigkeit, aber auch Akzeptanzund Kontrollmechanismen erfasste.

Nach der 4-wöchigen Einnahme der genannten Probiotika reduzierten sich depressive und auch aggressive Gedanken. Damit wurde erstmalig gezeigt, dass Probiotika kognitive Mechanismen beeinflussen, die zu Depression führen können.

Höhere Serotoninblutspiegel durch eine gesunde Darmflorawerden zur Begründung angegeben. Diskutiert wird ebenfalls ein Zusammenhang von Depression und gesteigerter Permeabilität der Darmwand, die durch Probiotika wieder gesenkt werden kann.

Tierversuche zeigten, dass die Signale vom Darm zum Gehirn über den N. vagus geleitet werden. Dieser erreicht über den Locus coeruleus und den Raphekernen den anterioren cingul. Cortex und den praefrontalen Cortex. Stimulation des N. vagus wurde als erfolgreicheMethode beschrieben in der Behandlung von Depression. Weitere Studien zum Einsatz in Hochrisikogruppen sowie klinische Studien wurden gefordert.

Steenbergen L., et al., A randomized controlled trial to test the effect of multispecies probioticson cognitive reactivity to sad mood. Brain Behav. Immun. (2015), dx.doi.org 10.1016/ j.bbi.2015.04.003

Joggen: Na gut – aber wie lange?

Joggen ist im Trend! Wissenschaftlich hat sich gezeigt, dass eine höhere Lebenserwartung von 5,6 (Frauen) und 6,2 (Männer) Jahren zu erreichen sind (Copenhagen Heart Study). Untersucht wurde nun die optimale Laufdauer. Und da gibt es gute Nachrichten für die gemütlichen Läufer: 1 bis 2,5 Stunden pro Woche mit langsamer bis durchschnittlicher Geschwindigkeit an 3 Tagen die Woche genügen, um das Mortalitätsrisiko bis zu 70% abzusenken. Langsam ist mit 8 km/h definiert. Schneller und häufiger darf man, bringt aber keinen weiteren Benefit; das Mortalitätsrisiko ist hier nur um 34 % geringer. Anstrengendes und schnelles Laufen dagegen kann das Mortalitätsrisiko verdoppeln im Vergleich zu Bewegungsmuffeln.

Peter Schnohr et al., Dose of Jogging and longterm Mortality: The Copenhagen City Heart Study, Journal of the American College of Cardiology 2/2015;5: 411–419.

Sportler verdienen mehr

Und auch wirtschaftlich gesehen könnte sich etwas körperliche Betätigung lohnen: Durch regelmäßige sportliche Betätigung werden auch Eigenmotivation, Ausdauer, Selbstdisziplin, Selbstvertrauen und der Umgang mit Stress verbessert. Leistungsbereitschaft und Produktivität wurden gesteigert. Die Folge war eine 5 %-ige Steigerung des Einkommens und das schon bei 1-mal Sport in der Woche an der frischen Luft! Arbeitslose sollten sich Laufgruppen anschließen oder einen Mannschaftsport ausüben, da die Ausdauer bei der Stellensuche größer und das Auftreten selbstbewusster war.

Natürlich sind die Vorteile des regelmäßigen Sports amgrößten, wenn bereits in der Kindheit begonnen wird, da die soziale Kompetenz wie auch schulische Leistungen verbessert wird (IZA,Institut zur Zukunft der Arbeit).

Michael Lechner; Sports, exercise and labor market outcomes increasing participation in sports and exercise can boost productivity and earnings; IZA Report 2/2015.

Sommer – Sonne – Hautkrebs

Eine Studie der Universität Yale zeigte eine über mehrere Stunden anhaltende genschädigende Wirkung der UV-Strahlung auf Melanozyten. Beschrieben wird eine Verklebung von DNA-Bausteinen und Bildung von Cyclobutandimeren (CBD) mit konsekutiver Änderung der Erbinformation. Dieser Prozess war auch noch 3 Stunden nach der UV-Exposition nachweisbar. Die Haut vergisst eben nichts!

Premi S. et al., Chemiexcitation ofmelanin derivatives induces DNA photoproducts long after UV exposure, Science 2/2015